OvW Hörbuch Blog
Düsseldorf steht Kopf: Der berühmte Literaturnobelpreisträger Thomas Mann wird samt Gattin Katja und Tochter Erika im Sommer 1954 in der rheinischen Metropole zu einer Lesung erwartet. Der weltberühmte Gast soll der vom Krieg gebeutelten Stadt zu ein bisschen neuem Glanz verhelfen und so bereiten sich die Honoratioren der Stadtverwaltung und das Luxushotel Breitenbacher Hof auf einen würdigen Empfang und gelungenen Aufenthalt vor.
Doch dem steht einiges im Weg: Der verwöhnte Literat wird nicht gebührend am Bahnhof in Empfang genommen, alte Nazigrößen wohnen ebenfalls im Hotel und die Stadtväter können kaum mit ihren Vorurteilen gegenüber Emigranten und freien Denkern an sich halten. Und plötzlich ist da noch ein viel größeres Problem. Zufällig logiert auch Klaus Heuser mit seinem indonesischen Freund im Hotel, eben jener Heuser, den die Familie im Urlaub 1927 kennengerlernt, dann zu sich nach München eingeladen und der bei Thomas Mann eine große Liebe entfacht hatte, die sich auch im literarischen Werk widerspiegelte. Nicht auszudenken, was passieren wird, wenn beide erneut aufeinandertreffen.
Inspiriert von den realen Ereignissen von 1927 hat sich der deutsche
Schriftsteller Hans Pleschinski ganz in Manier von Thomas Manns „Lotte in
Weimar“ in seinem Roman „Königsallee“ ein fiktives Wiedersehen zwischen Mann
und Heuser ausgedacht. Herrlich und absolut unterhaltsam ist, wie er die
Eitelkeiten und Befindlichkeiten des großen Dichters charakterisiert, wie er
Katja und Erika skizziert, die ganz dem Mythos Mann ergeben sind und diese
Hingabe von anderen erwarten. Fein pointiert stellt er das bürgerliche
Nachkriegsdeutschland dar und karikiert es gleichzeitig durch den Blick des
indonesischen Freundes.
Von diesem Roman gibt es auch Hörbuchaufnahmen mit
mehreren Sprechern. Bei dieser hier wurde nur einer gewählt: Joachim Schönfeld.
Der 1963 geborene Theater-, Film- und Fernsehschauspieler, der zahlreiche
Hörfunk- und Hörbuchproduktionen eingesprochen hat, lässt als alleiniger
Erzähler gekonnt die verschiedenen Charaktere bildhaft werden. Seine
Sprechweise ist fein auf die jeweiligen Personen abgestimmt und ein Highlight
ist beispielsweise, wenn er dem Buch folgend lauthals anfängt zu singen.
Besonders Zuhörer, die mit der Geschichte der Familie Mann vertraut sind und
die biografischen Feinheiten wiedererkennen, werden große Freude an diesem
Hörbuch haben. Aber auch allen, die auf unterhaltsame Weise etwas über den
Geist und die Spannungen der 50er-Jahre im Nachkriegsdeutschland erfahren
wollen, sei es empfohlen.
21. Dezember 2018
im OvW eBook Shop als Hörbuch (gelesen von Joachim Schönfeld) und eBook sowie als weiteres Hörbuch (WDR-Hörspiel mit Barnaby Metschurat und Wolf-Dietrich Sprenger)
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