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Kleinod und Touristenmagnet, einsam und überfüllt, prachtvoll und zerfallen: Venedig ist ein Mythos, eine Stadt von der jeder zumindest schon einmal gehört bzw. Bilder gesehen hat. Doch trotz aller Bekanntheit – und auch wenn man glaubt, dass über die Vielbeschriebene schon alles gesagt ist – es gibt immer noch Ecken, die man nicht gesehen und Geschichten, die man nicht gehört hat.
Und so ist dieses Buch der deutschen Schriftstellerin Eva Demski selbst für Venedig-Kenner eine Bereicherung, denn es handelt sich nicht um einen Reiseführer oder eine Auflistung von Top-Attraktionen, sondern um eine individuelle, selektive und sehr persönliche Begegnung mit der Metropole. Die Autorin interpretiert die Lagunenstadt als „Salon der Welt“ und nimmt ihre Leser mit auf einen literarischen, unterhaltsamen Bummel quer durch die Stadt, aber auch quer durch die Geschichte und die Zeiten. So trifft man mit ihr das heutige Venedig ebenso wie das der Renaissance, lernt große Dichter und Denker, Berühmtheiten und illustre Persönlichkeiten kennen, aber auch ganz normale Menschen und sogar tierische Mitbewohner. Eva Demski erzählt über die Oper ebenso wie über das Ghetto, über Lord Byron und Goethe, Eleonora Duse und Peggy Guggenheim, aber beispielsweise auch über einen Fotografen und einen Kater, die hier leben.
In 19 Kapiteln
schlendert die Autorin immer mit einem anderen Partner als Inspirationsquelle
gedankenverloren durch die Stadt und lässt uns nicht nur an ihrem umfangreichen
Wissen teilhaben, sondern beschreibt Venedig mit Zitaten und Anekdoten auch aus
Sicht ihrer imaginären Weggefährten. So entstanden kleine, feine Geschichten
mit literarischem Anspruch, die eine tolle Einstimmung für jene sind, die bald
nach Venedig fahren wollen. Und alle, die schon einmal da waren, werden sich
bei der Lektüre an vielen Orten wiederfinden, die auch sie entdeckt haben,
werden viele Emotionen erneut durchleben, die auch sie schon gefühlt haben –
inklusive der Liebe zu dieser außergewöhnlichen Stadt, die auch die Autorin
empfindet. Aufgrund der Kürze der Kapitel könnte man sie aber auch gut gleich vor
Ort lesen und sich von den Dingen, die Eva Demski beschreibt, einen eigenen Eindruck
machen und den Gedanken weiter nachgehen.
22. März 2019