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Achtsamkeitsratgeber und Krimi in einem – was für eine originelle Mischung. Im Mittelpunkt der Handlung steht der erfolgreiche Jurist Björn Diemel, 42 Jahre alt, verheiratet, eine kleine Tochter. Doch sein Leben ist ziemlich aus der Spur geraten, denn er verdient das viele Geld als „Bäh-Anwalt“ mit der Strafverteidigung eines gewalttätigen Kriminellen, dem Chefs eines mafiaähnlichen Clans, dessen Verbrechen er rechtlich bereinigt und dessen illegale Geschäfte er legalisiert. Sehr zum Leidwesen seiner Frau, weshalb die Ehe gehörig kriselt. Deshalb schickt die Gattin Björn Diemel unter Androhung von Trennung und Kindesentzug zum Achtsamkeitsexperten. Und siehe da: Was dem Anwalt anfangs lästig und realitätsfern vorkommt, hinterlässt in seinem Innersten nach und nach große Wirkung. Die Regeln der Achtsamkeit eröffnen ihm Wege in ein neues, selbstbestimmtes Leben – auch dank einiger Morde, von denen der erste noch zufällig ist, die anderen aber schon sehr achtsam überlegt und ausgeführt.
Bereits die erste Seite des Buches zieht den Leser in den Bann. Der Ich-Erzähler stellt sich sehr charmant als friedlichen Menschen vor und berichtet sogleich von seinen Morden. Das erzeugt Spannung, natürlich will man mehr wissen. Daneben lernt man zusammen mit dem Protagonisten dann ganz nebenbei die wichtigsten Achtsamkeitsregeln kennen, denkt über Entspannung nach und wird sicher den ein oder anderen für sich selbst brauchbaren Ansatz finden – natürlich ohne die Folgen, die das für Björn Diemel hat. Denn seine Überlegungen in Bezug auf die Achtsamkeit ziehen in einfachen Gedankengängen grausame Morde nach sich. Das ist oft witzig, man muss laut lachen bei den Sätzen, die aus besonnenen Denkübungen und kriminellem Verbrechen entstehen. Dass dabei teils auch wirklich grausame Tötungs- und Gewaltszenen beschrieben werden, ist manchmal etwas hart und findet sicherlich nicht bei jedem Leser Zustimmung. Doch wenn man sich davon trennen und die Geschichte als Satire und Unterhaltung nehmen kann, hat das Buch absolut seinen Reiz und beim Schreibstil des Autors wundert es nicht, dass er mehrfach mit dem Deutschen Comedy-Preis ausgezeichnet wurde. Denn Karsten Dusse ist nicht nur selbst Rechtsanwalt, sondern er schreibt seit Jahren für verschiedene Fernsehformate und hat unterhaltsame Sachbücher zu juristischen Themen verfasst. Einfall und Umsetzung seines im letzten Sommer erschienenen ersten Romans sind wirklich ausgefallen und das Werk kam bei den Lesern so gut an, dass der Verfasser jetzt eine Fortsetzung geschrieben hat. „Das Kind in mir will achtsam morden“, ein Anklang an den Ratgeber-Bestseller „Das Kind in Dir muss Heimat finden“, lässt den Protagonisten dann seine Kindheit und die Beziehung zu den Eltern aufarbeiten – höchstwahrscheinlich nebst entsprechender Morde. Das neue Buch wird im Mai erscheinen – genug Zeit also, jetzt noch den ersten Teil zu lesen.
23. März 2020
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