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Der Club

Ein nobler englischer Studentenclub, Verbrechen, die dort begangen werden und ein sensibler junger Außenseiter, der ihnen auf die Spur kommen soll – das ist er Rahmen für Takis Würgers gelungenes Erstlingswerk „Der Club“

Von Cordelia Albert

Im Mittelpunkt steht der junge Deutsche Hans, der früh Waise wurde und im kirchlichen Internat aufwuchs. Er ist ein stiller Einzelgänger und seine einzige Freude ist der Boxunterricht bei einem Mönch. Kurz vor dem Abitur wird er von seiner Halbtante aus England kontaktiert, die als Professorin an der renommierten Universität in Cambridge lehrt. Hans solle unter fremdem Namen zum Studium an ihre Uni kommen und versuchen Mitglied des legendären „Pitt-Club“ zu werden. Dort würden furchtbare Dinge geschehen, die in Verbindung zu den Boxern stehen, und die nur von innen heraus aufgeklärt werden könnten. Wiederstrebend willigt Hans ein, die traditionsbewusste, versnobte Welt der englischen Adeligen und Geschäftsleute ist ihm fremd. Doch der Boxsport ist sein Türöffner, er findet Zugang zum Leben am englischen Elite-College und zum Club. Von beidem ist er gleichermaßen fasziniert und abgeschreckt.

Bei seiner Recherche wird Hans von Charlotte unterstützt, einer jungen Studentin der Kunstgeschichte, zu der er sich schnell hingezogen fühlt, aber in deren Schmerz der sensible junge Mann auch eines der Opfer des Clubs erkennt. 

Der Autor lässt die verschiedenen Protagonisten des Buches in einzelnen Kapiteln immer einen Teil der Geschichte jeweils aus ihrer Sicht erzählen: Da ist neben Hans, dem hochintelligenten Beobachter, beispielsweise Alex, seine psychisch instabile, undurchsichtige Tante, dann Charlotte, die starke junge Frau, die versucht, sich vom erlebten Grauen nicht beugen zu lassen, ihr Vater, der in Tradition verhaftet, seine Tochter beschützen will, oder Josh, einer der Anführer im Club. Dieses Prinzip führt das Hörbuch fort und für die unterschiedlichen Charaktere wurden verschiedene Sprecher typgerecht besetzt. Die so entstandene Authentizität ist ein absoluter Pluspunkt. So spricht die seltsamen Tante mit einer harten, spröden Art zum Zuhörer. Anführer Josh erzählt arrogant und selbstherrlich versnobt mit einer absolut unkorrekten Sprache, während Charlottes Stimme zart und verletzt ist, während sich in geradliniger Einfachheit der aus armen Verhältnissen kommende Bill präsentiert. Toll gesprochen auch der Part von Peter, einem vom Ehrgeiz zerfressenen Chinesen, der unbedingt zum inneren Kreis dazugehören will. All diese Personen tragen die Geschichte, die immer verstrickter und spannender wird bis zum starken Finale – und am Ende gibt es manche Überraschung.

Der deutsche Autor Takis Würger, geboren 1985, ist gelernter Journalist und schreibt für das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“. Für seine Reportagen aus Afghanistan, Libyen und dem Irak gewann er zahlreiche Preise, bevor er 2013 eine Pause einlegte und ein Jahr in Cambridge studierte. Viele seiner Erlebnisse dort verarbeitete er in seinem von der Kritik hoch gelobten Erstlingswerk. Gekonnt spinnt er die Handlung aus einzelnen Strängen zum Ganzen, fein zeichnet er die Charaktere, passt ihre Sprache und Denkweise perfekt ihrem Wesen an. Ein Roman, über den Werdegang eines jungen Außenseiters, eine zarte Liebesgeschichte und gleichzeitig ein spannender Krimi, dessen gelungene Hörbuch-Umsetzung zu Recht als Gewinner des Deutschen Hörbuchpreises 2018 in der Kategorie „Beste Unterhaltung“ ausgezeichnet wurde.    

30. Oktober 2018

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