OvW eBook Blog

Der Junge, der zu viel fühlte

Ein Hirnforscher und sein autistischer Sohn

Von Cordelia Albert

Es ist die reinste Horrorvorstellung für Eltern: Mit dem eigenen Kind stimmt etwas nicht. Sein Verhalten weicht deutlich ab. Irgendetwas fehlt ihm, aber niemand kann helfen, keiner findet die richtige Diagnose und alles wird immer schlimmer. Diese Geschichten machen betroffen. Und so ergeht es auch jedem beim Lesen von „Der Junge, der zu viel fühlte“: Man kann bei dem Bericht über Kai Markram nicht ohne Empathie bleiben.

Im Mittelpunkt des Buches steht er und sein Vater, der bekannte südafrikanische Hirnforscher Henry Markram, ein Genie auf seinem Gebiet. Bereits in jungen Jahren ist Henry beruflich extrem erfolgreich. Er ist wegweisend in seiner Forschung und führt ein tolles Leben mit Frau und zwei Töchtern. Doch dann wird Sohn Kai geboren und Henrys Welt ändert sich komplett. Aus dem zunächst diffusen Gefühl, dass etwas mit seinem Sohn nicht stimmt, wird zunehmend Gewissheit. Kai ist anders als andere Kinder, er eckt an, verhält sich nicht altersgerecht und konform. Keiner der konsultierten Spezialisten findet eine Diagnose, die Eltern verzweifeln. Bis nach langer Suche endlich klar wird: Kai ist Autist. Doch all das Wissen des renommierten Hirnforschers bringt nichts. Es ist Theorie, hilft im realen Leben nicht weiter – und vor allem Kai nicht. Und so beschließt Henry völlig neue Wege in der Forschung zu gehen, seine persönlichen Erlebnisse mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu kombinieren. Er trifft engagierte Mitstreiter und gemeinsam gelangen sie zu sensationellen neuen Erkenntnissen über Autismus und eine völlig neue Sichtweise auf die Krankheit.

Die Geschichte der Markrams wird vom deutschen Journalisten und Autoren Lorenz Wagner erzählt. Zunächst hatte er über die Familie für das SZ-Magazin einen Bericht geschrieben, der aber auf so großes Interesse stieß, dass er anschließend die Familie über Monate hinweg begleitete und aus den Recherchen das vorliegende Buch schrieb. Darin lernt der Leser den Werdegang von Henry und weiteren wichtigen Forschern kennen, ebenso die einzelnen Familienmitglieder. Der geübte journalistische Blick und der sachliche Schreibstil skizzieren Kais Entwicklung und sein besonderes Verhalten ebenso deutlich, wie Zusammenhänge der Hirnforschung einfach und gut verständlich erklärt werden. Trotzdem ist der Leser emotional ergriffen – betroffen vom Leid der Familie und fasziniert von der unglaublichen Entwicklung der Wissenschaft, die so spannend ist wie ein Krimi und bahnbrechende Einsichten zum Thema Autismus vorstellt.

31. Dezember 2018

Das eBook, Hörbuch oder Buch finden Sie z.B. über folgende Links:

im OvW eBook Shop

bei Apple Books

bei Amazon.de

bei eBook.de

bei Thalia.de

bei Hugendubel.de