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"Warum sagst du nicht, was du offensichtlich zum Ausdruck bringen willst: daß wir einen falschen Rothko im Depot haben?" Was tun, wenn sich herausstellt, dass ein berühmtes Gemälde auf der letzten Ausstellung vertauscht wurde und sich im Museum eine Kopie befindet? Und wie reagieren, wenn die Täterin den Diebstahl zwar zugibt, das Bild aber trotzdem nicht aushändigen will? Mit diesen Fragen sieht sich in der Novelle "Duell" des niederländischen Schriftstellers Joost Zwagerman der Direktor eines fiktiven Amsterdamer Kunstmuseums konfrontiert, als ihm sein Restaurator eröffnet, dass ihnen nicht das auf 30 Millionen Euro geschätzte Original zurückgegeben wurde.
Da Jelmer Verhooff, der "jüngste Direktor aller Zeiten", allerdings von der künstlerischen Intention der jungen Täterin, die durch die akribische Dokumentation ihrer Kopien berühmter Werke und der Gegenüberstellung mit ihnen bekannt wurde, irgendwie auch fasziniert ist, beschließt er, sie nicht anzuzeigen. Stattdessen begibt er sich zusammen mit seinem Restaurator selbst auf die Suche nach dem Gemälde. Ein aberwitziger Vorgang, bei dem der Autor den Protagonisten in seiner Gedankenwelt nicht nur wichtige Kunstepochen und Künstlerpersönlichkeiten reflektieren, sondern ihn auch Fragen zur aktuellen Kunstwelt, zum Marktwert und zur Vermarktung von Kunst erörtern lässt. Ist es richtig, dass Kunstwerke nur einem kleinen Teil der Menschheit und nur in Ausstellungen präsentiert werden? Was bestimmt den Preis eines Objektes? Und was ist mit Bildern, die in den Safes von Privatsammlern 'verschwinden'? Dabei kommt natürlich auch der Leser nicht umhin sich mit diesen Fragen und seinem Verhältnis zur Kunst auseinanderzusetzen.
Im Laufe der Geschichte nimmt die Novelle, deren Titel dem der Kunstausstellung im Buch entspricht, viele unerwartete Wendungen. Unbeschreiblich und dramatisch ist der Moment, als im Affekt die Hand des Museumsdirektor das unbezahlbar teure Original durchschlägt. Eine Buch mit Spannung und Anspruch, das allein in den Niederlanden zurecht mehr als 800.000 Leser fand.
29. März 2017