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Während Sie dieses kleine Buch lesen, hupt wahrscheinlich irgendwo ein Auto, der Nachbar kämpft mit dem Laubbläser gegen die letzten Blätter oder das Handy summt und vibriert – das ist unser Alltag. Schon alleine deshalb ist es lohnenswert, sich mit dem Thema des Werkes auseinanderzusetzen: Stille.
Je hektischer unsere Umwelt und damit auch wir werden, umso größer scheint die Sehnsucht nach Ruhe zu sein. Das geht auch dem norwegischen Autor Erling Kagge nicht anders. Er entdeckte in sich ein „tiefes Bedürfnis nach Stille“ und in seiner Analyse stellten sich ihm drei Fragen, die ihn nicht mehr losließen: „Was ist Stille? Wo ist sie? Warum ist sie heute wichtiger denn je?“ Bei seinen Überlegungen entwickelte er dreiunddreißig Versuche einer Antwort, die er als einen „Wegweiser“ versteht. Und richtig, in den einzelnen Kapiteln geht er unterschiedliche Wege und bietet sie dem Leser an. Er erforscht die Stille aus den verschiedensten Perspektiven: Was kann sie alles sein, wie geht man mit ihr um, wo begegnet sie einem? Es geht um die Facetten, um Geräusche, innere und äußere Ruhe, eigenes Tun und wissenschaftliche Untersuchungen. Die moderne Gesellschaft wird dabei vom Autor ebenso reflektiert wie ihr Kommunikationsverhalten. Gleichzeitig bezieht er Ansätze der Philosophie, der Literatur, Kunst und Musik in die Überlegungen mit ein.
Kagges Gedanken und Interpretationen machen aus dem Buch ein fast schon philosophisches Werk, zusätzlich bereichert durch seine eigenen Lebenserfahrungen als Abenteurer, Reisender, Verleger und Familienvater. Durch die Ansichten des Autors und seine aufgeworfenen Fragen wird der Leser geradezu zur Auseinandersetzung und zum Nachdenken über das Thema gezwungen. Der kurze Text lässt sich gut als Ganzes lesen, doch auch die Lektüre der einzelnen Kapitel jeweils für sich allein hat großen Reiz, da man so den eigenen Überlegungen ausreichend Raum lassen kann. Fazit am Ende des Buches wird in jedem Fall sein, dass wir einer Zeit des Lärms leben und Stille der neue Luxus ist. Ein Buch, das man immer wieder zur Hand nehmen wird, um neu über das Thema nachzudenken.
29. November 2017