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„Den mutigen Frauen“ – nicht umsonst lautet die Widmung des Buches so: In diesem Roman lernt man drei außergewöhnliche Frauen aus drei weit entfernt voneinander liegenden Ländern kennen, die mutig und entschlossen ihren Weg gehen. Obwohl ihre Leben komplett verschieden sind, ist doch „Der Zopf“, das Haar der verbindende rote Faden zwischen ihnen.
Da ist zunächst Smita aus Indien. Sie lebt in Uttar Pradesh als „Unberührbare“, als Angehörige einer Kaste, die zur untersten Schicht der Gesellschaft gehört. Auch im heutigen Indien haben diese Menschen real gesehen keinerlei Rechte und übernehmen unbezahlte Hilfsdienste wie Rattenfang und Fäkalienentsorgung. „Unberührbare“ sind arm und bleiben arm, Hoffnung gibt es nur im nächsten Leben. Dann lernen wir Giulia kennen, eine zwanzigjährige Sizilianerin, die sorgenfrei aufgewachsen ist, in der traditionsreichen Perückenfabrik ihres Vaters arbeitet und sich dem Handwerk und der Firma verbunden fühlt. Außerdem gibt es noch Sarah aus dem kanadischen Montreal, eine taffe Karrierefrau um die 40, die es als Alleinerziehende mit drei Kindern mit viel Ehrgeiz und Biss bis zur Juniorpartnerin einer renommierten Anwaltskanzlei gebracht hat.
Aller drei Leben steht plötzlich an einem Wendepunkt: Smitas kleine Tochter hat trotz aller Bemühungen keine Chance auf Schulbildung, sondern soll Fäkalien entsorgen, so wie alle Frauen in der Familie. Giulia muss nach einem Unfall des Vaters unerwartet die Firma leiten und entdeckt ein schlimmes Geheimnis und die leistungsorientierte Sarah steht durch eine Krankheit unverhofft vor körperlichem Zusammenbruch und beruflichem Aus.
Sich in sein Schicksal ergeben oder
kämpfen, lautet die Frage für die Frauen. Und alle drei begehren auf. Stolz
wenden sie sich gegen die Tradition und gehen am Ende mutig, entschlossen und
selbstbewusst ihren Weg, der anders ist, als ihn die Gesellschaft von ihnen
erwartet. Aus der Suche nach ihrer Chance, ihrem Glück entwickeln die drei eine
große Kraft.
Die
französische Schauspielerin und Filmregisseurin Laetitia Colombani, geboren
1976, erzählt in ihrem gelungenen Debutroman die Geschichte der drei Frauen abwechselnd
in fortlaufenden Kapiteln, wobei in so gut wie jedem Abschnitt am Ende eine
ungeahnte Wendung für Spannung sorgt und man wissen will, wie es den Protagonistinnen
weiter ergeht. Ebenso gelungen wie die bildhafte Beschreibung der drei
Lebensszenarien ist deren Verbindung durch das Haar, den „Zopf“. Der Leser
erlebt, wie Smita, Giulia und Sarah ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen,
wie sie mit erhobenem Kopf für sich und ihre Familien kämpfen. Ob sie es am
Ende schaffen, bleibt offen – und das ist eine gute Lösung, denn es bewahrt das
Buch vor Kitschigkeit und Trivialität und macht es zu einem klugen,
inspirierenden Frauenroman.
20. Mai 2019
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