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Uns gehört die Nacht

Gegensätze, die sich anziehen

Von Cordelia Albert

Es könnte eine der gängigen, schon oft erzählten Lovestorys sein: Armes Mädchen aus schlimmen Verhältnissen trifft reichen Jungen der Upperclass und aus einer Affäre wird am Ende Liebe. Doch Jardine Libaires "Uns gehört die Nacht" ist so anders, so neu erzählt. Sprachlich wie inhaltlich keine leichte Kost, sondern anspruchsvoll und sehr direkt. 

Der Roman spielt 1987 in Amerika. Die junge Elise Perez ist halb Puerto-Ricanerin und wuchs vaterlos in armen Verhältnissen und schlechtem Umfeld aus. Ohne Schulabschluss verließ sie ihr zu Hause und schlug sich nach New Haven, nördlich von New York durch. Doch Elise ist keine Verliererin, sondern eine starke Frauenpersönlichkeit, eine, die überlebt. Mit ihrer Andersartigkeit fasziniert sie den reichen Yale-Studenten Jamey Hyde, Spross einer einflussreichen Investmentbanker-Familie, denn der junge Mann ist, als sich die beiden zufällig als Nachbarn über den Weg laufen, seines vorgezeichneten Lebens und seiner Gesellschaftsschicht überdrüssig. Er ist derjenige, der sich aufgegeben hat, scheinbar verloren ist. Elise, die Selbstbestimmte und Aktive, fängt mit Jamie, dem Zweifler und Suchenden, ein obsessives und rein sexuell geprägtes Verhältnis an. Nach und nach entwickeln die beiden einen feinen Draht zueinander. Einer ist für den anderen das, was ihm fehlt, sie ergeben ein Ganzes und eine große Liebe wächst. Doch der Versuch eines gemeinsamen Lebens gestaltet sich schwierig und führt durch die Verkettung tragischer Umstände zur Katastrophe.

Die amerikanische Schriftstellerin Jardine Libaire schildert die Geschichte in monatlichen Kapiteln, wobei bereits das erste nichts Gutes erahnen lässt und wie eine schlechte Prophezeiung über den dann rückwirkend erzählten vorherigen fünf Monate schwebt. Abwechselnd berichten die beiden Protagonisten aus ihren Perspektiven, die durchaus unterschiedlich sind, was die Geschichte aber sehr authentisch in der Entwicklung macht. "Uns gehört die Nacht" ist ein kraftvolles Buch, dessen deutscher Titel viel zu vorsichtig ist. (Das amerikanische Original lautet "White Fur" und bezieht sich auf Elises billigen, aber charakteristischen Mantel). Denn Jardine Libaire schreibt alles andere als vorsichtig. Sie wählt eine harte, ungeschönte Sprache, die auch beim Thema Sex nicht halt macht, und zeigt gnadenlos die unschönen Seiten des Lebens. Das aber macht das Glaubhafte der Geschichte aus. Packende, anspruchsvolle Lektüre für die man sich Zeit nehmen sollte.

15. August 2018

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