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Ein Brief stellt das triste Leben des New Yorker Reinigungsfachmanns Peter Manyweathers im Jahr 1983 komplett auf den Kopf: Als er in der Bibliothek nach einer Blume sucht, die er bei einer Putzaktion entdeckt hatte, fällt aus einem Nachschlagewerk ein romantischer Liebesbrief. Darin werden sechs extrem seltene Blumen genannt. Peter fühlt sich von ihnen und der Poesie der Worte magisch angezogen und als er hört, dass eines der Exemplare in China gefunden wurde, macht er sich kurzentschlossen auf den Weg nach Asien. Begeistert zurückgekehrt beginnt er auch die anderen fünf Arten zu suchen. Er reist um die Welt, riskiert mehr als einmal sein Leben, findet die große Liebe seines Lebens und einen erbitterten Feind, der sie verhindern will.
Dazu kommen zwei weitere Erzählstränge, die dreißig Jahre später spielen: Zum einen ist da ein junger Mann namens Dove, ein Verlierer des Lebens, eine Waise, die nichts über seine Eltern weiß und deren alte Pflegeeltern gestorben sind. Als Mischlingskind gehänselt, unglücklich verliebt, das Studium abgebrochen, wird er während seiner Migräneattacken von irrationalen Visionen geplagt, bei denen ein anderer Mann und dessen Leben in seinem Kopf auftauchen.
Der dritte Protagonist ist ein englischer Professor, der bei einem Tauchgang in einem Forschungs-U-Boot fast sein Leben verliert und dabei gleichzeitig auf einen sensationellen Fund stößt.
Der englische
Autor David Whitehouse erzählt nach seinem Erstlingswerk „Die Reise mit der
gestohlenen Bibliothek“ nun die verschiedenen Geschichten der drei
unterschiedlichen Männer, wobei besonders Peter, „der Blumensammler“, und Dove,
der gescheiterte Junge, im Mittelpunkt stehen. Herausragend sind dabei seine
wundervollen Sätze und die feine Beobachtungsgabe, mit der er soziale und
emotionale Missstände der heutigen Gesellschaft anprangert und dem entschieden
die Liebe zur Natur und zu Menschen entgegensetzt. Am Ende seines Buches finden
sich alle drei Erzählstränge zu einem Ganzen zusammen, das Antworten auf die im
Roman entstandenen Fragen bietet. Allerdings ergeben nicht alle wirklich Sinn
und vor allem die außergewöhnlichen Wendungen wirken manchmal unglaubwürdig und
konstruiert. Wen das nicht schreckt, den erwartet eine Lektüre mit
faszinierenden Beschreibungen von Ländern und Pflanzen rund um die Welt und
eine wirklich interessante Entwicklung der Hauptfigur Peter, der einem mehr und
mehr ans Herz wächst.
21. Januar 2019