OvW Hörbuch Blog
Was für ein spannendes Leben, das man im Buch „Wenn Martha tanzt“ kennenlernt. Der Leser begleitet die Protagonistin Martha durch ihre schöne Kindheit in Pommern, erlebt den kreativen Aufenthalt am Weimarer Bauhaus, Flucht und Vertreibung im Zweiten Weltkrieg und erfährt von einer nicht weniger aufregenden Nachkriegszeit.
Am Anfang des Hörbuchs steht aber das Jahr 2001. Der junge Ich-Erzähler befindet sich in New York und steht bei Sotheby’s kurz vor der Auktion einer Arbeitskladde, die ihn und seine Familie zu Millionären machen wird. Dieses Notizbuch hatte der deutsche Student im Nachlass seiner Großmutter gefunden. Es gehörte einer Martha, die wohl seine Urgroßmutter war, von der die Familie aber so gut wie nichts weiß. Zunächst als witzige Nachahmungen belächelt, stellt sich schnell heraus, dass die Illustrationen in der Kladde Originale berühmter Künstler wie Paul Klee, Wassily Kandinsky und Johannes Itten sind. Martha muss am Bauhaus studiert haben.
Nun geht es zurück in der Zeit und Martha erzählt ihre
Geschichte, die eng mit den Ereignissen des 20. Jahrhunderts verbunden ist: ihre
behütete Kindheit in Pommern, ihr liebendes, verständnisvolles Umfeld, das
Aufwachsen inmitten eines Orchesters und ihre Gabe, Musik in Bildern zu sehen.
Dieses Talent führt sie schließlich ans Bauhaus nach Weimar, wo sie auf die
großen Künstler der Zeit trifft, auf ihre große Liebe, aber auch auf das
Erstarken der Nationalsozialisten. Als das Weimarer Bauhaus geschlossen wird,
geht die junge Frau zurück nach Pommern – im Arm ein kleines Baby – über dessen
Vater sie nie spricht. Martha heiratet, das Kind, die Großmutter des jungen
Studenten, wächst heran. Doch dann bricht der zweite Weltkrieg aus und auf der
Flucht verliert sich Marthas Spur für immer. Was könnte ihr passiert sein?
Warum hat man nie wieder etwas von ihr gehört?
Antworten auf diese Fragen erhofft sich auch der Urenkel in New York, als er nach der Auktion anonym von der Käuferin der Kladde kontaktiert wird. Kann sie die Geschichte auflösen und wer gibt überhaupt so viel Geld für so ein Notizbuch aus? Mit Spannung erwartet er das Treffen und ihn und die Zuhörer erwarten ausgesprochen interessante Wendungen.
Am Ende ergibt sich eine rundum gelungene Geschichte, die als Hörbuchversion zusätzlich durch die sich abwechselnden zwei Sprecher überzeugen kann: Die junge, forsche Stimme des männlichen Erzählers Barnaby Metschurat als Urenkel korrespondiert perfekt mit der der Martha-Sprecherin, Anne Ratte-Polle, die Wärme, Ruhe und Lebenserfahrung ausdrückt.
Mit seinem Debutroman hat Tom Saller ein sehr gut
recherchiertes und dicht geschriebenes Buch vorgelegt, das eine absolut
interessante Frauenpersönlichkeit und ihren spannenden Lebensweg vorstellt,
detaillierte Einblicke ins Leben und Arbeiten am Bauhaus gibt und dabei die geschichtlichen
Ereignisse reflektiert. Auch im nächsten Jahr wird der Roman nochmals auf
großes Interesse stoßen, denn dann wird weltweit das hundertjährige Gründungsjubiläum
des Bauhauses gefeiert.
1. Dezember 2018
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