Tsunami im Kopf

„Mit den folgenden Seiten habe ich vielleicht außerdem die einzige Chance, eine Vielzahl von Menschen zu erreichen, um darauf aufmerksam zu machen, wie wertvoll ein Leben ist. Und auch, wie schnell es kaputtgehen kann.“ Diese Zeilen, die nachdenklich stimmen und fragen lassen, was den Verfasser wohl antreiben mag, stammen nicht von einem alten, weisen Mann, sondern – und das würde man nicht erwarten – von einem 17-Jährigen.

Der Junge heißt Max Sprenger, und dass er das Leben als so wertvoll erachtet, liegt an seinem persönlichen Lebensweg und der Erfahrung, dass von heute auf morgen alles anders oder sogar gar nicht mehr sein kann. Um sein Schicksal besser verarbeiten zu können und um den Menschen zu zeigen, wie gut ihr tägliches Dasein ist, erzählt Max uns seine Geschichte: Er ist erst 14 Jahre alt, als er plötzlich, nach immer schlimmer werdenden Kopfschmerzen zusammenbricht. Eine Hirnblutung, ein „Tsunami im Kopf“, verändert sein Leben komplett. Zunächst froh darüber, dass er überhaupt wieder aus dem künstlichen Koma erwacht ist, müssen er und seine Familie feststellen, dass er unter dem Locked-in-Syndrom leidet. Das bedeutet, dass er bei vollem Bewusstsein ist, aber keine seiner Körperfunktionen selbstständig arbeitet. Er kann keinen Muskel bewegen, nicht sprechen, nicht schlucken. Lediglich mit einem Augenaufschlag kann Max ja und nein signalisieren. Die Prognosen sind schlecht, er ist in seinem Körper gefangen.

Doch dann passiert in der Reha ein kleines Wunder. In jahrelanger Therapie und mit eisernem Willen verbessert sich sein Zustand wider Erwarten in kleinen Schritten: Er beginnt alleine zu atmen, lernt wieder zu schlucken, zu essen, sich durch Sprache verständlich zu machen und zu bewegen.

Doch nichts wird mehr sein, wie es war. Aus dem sorglosen Teenager ist von einer Minute auf die andere ein abhängiger Kranker geworden, den die neue Situation, die Schmerzen und der Kampf zwischen Aussichtslosigkeit und Hoffnung schnell haben erwachsen werden lassen. Um mit all dem besser klarzukommen fängt Max an seine Gedanken aufzuschreiben und tippt mit einem Finger seine Geschichte in sein Handy. Daraus ist nun dieses ergreifende Buch entstanden. Schonungslos und sehr offen beschreibt der junge Mann, was er erlitten hat, er schildert seine inneren Konflikte und beschönigt nichts. Ehrlich spricht er aus, was er empfindet. Und besonders die direkte Jugendsprache macht das so authentisch, ein Grund mehr, weshalb auch Jugendliche einen guten Zugang zum Buch finden werden.

Nach der Lektüre sieht man sein eigenes Leben ganz sicher in einem anderen Licht, genauso wie das von Schwerst-Kranken und Menschen mit Behinderung und dann wünscht man diesem starken jungen Mann von Herzen alles Gute und viel Kraft.    

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