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Es fällt schwer, die Faszination dieses kleinen Romans in Worte zu fassen: Liegt es an der sehr direkten und offenen Sprache, an den klaren Sätzen, den ungewöhnlichen, aber interessanten Wortkombinationen? Ist es der rationale Blick auf die Menschen? Oder ist es die unkonventionelle Gedankenwelt der Protagonistin, die sie ungeschönt preisgibt?
Im Mittelpunkt des Buches steht Halina, die Ich-Erzählerin, 27 Jahre alt. Sie lebt in Zürich, hat polnische Wurzeln und die letzten sieben Jahren in einer angestaubten Buchhandlung verbracht. Jetzt arbeitet sie neben ihrem Geschichtsstudium in einem Zeitschriftenkiosk am Züricher Flughafen. Halina ist das ganze Gegenteil einer taffen „Superwoman“. Sie denkt nicht über Karriere und Erfolg nach, kann sich für keinen Mann entscheiden, Ehe und Familie sind ihr suspekt. Stattdessen lebt sie in den Tag hinein, geht ausgiebig ihren sehr verqueren Gedanken und fantasiereichen Tagträumen nach. Eigentlich ist sie überqualifiziert für ihren Kiosk-Job, aber sie liebt stupide Arbeiten, das gibt ihr Freiraum für ihre „Schwimmversuche im eigenen, dunklen Ozean.“
Und dann gibt es da noch Elias, einen gut aussehenden Studenten. Halina hat ihn gerade kennengelernt und sich verliebt. Doch irgendetwas in ihrem komplizierten Inneren schreckt sie ab.
Julia Kohli, geboren 1978 in Winterthur,
ist mit ihrem Debut ein Meisterwerk gelungen, das bereits in der Presse
gefeiert wird, und für das sie 2018 mit dem Studer/Ganz-Preis für das beste
unveröffentlichte Prosadebut ausgezeichnet wurde. Sie zeichnet mit ihrem Buch
ein ungeschöntes Portrait der heutigen Gesellschaft und unserer Leitbilder und
drückt das gekonnt durch die Gedanken aus, die Halina durch den Kopf gehen. Dabei
werden vor allem jede Menge böse Gedanken ausgesprochen, die, wenn wir ehrlich
sind, die meisten Menschen haben, die sie aber nie laut sagen würden. Dem folgt
auch der Titel des Buches: So, wie in unserer Vorstellung ein Delphin niemals böse
ist, kann doch eine so nette junge Frau niemals so beißenden Überlegungen nachgehen.
Doch im Grunde ist Halina nur ehrlich und konsequent: Ihr scheinbar trostloses Leben mit der runtergekommen Wohnung und den langweiligen Jobs, hat sie freiwillig gewählt und sie ist glücklich damit. Denn Halina lebt wirklich selbstbestimmt und emanzipiert. Und diese Erkenntnis ist wahrscheinlich das Faszinierendste an diesem Buch in einer modernen Welt, in der alle immer irgendwelchen Idealen hinterherhetzen.
11. Juni 2019